Ein aufschlussreicher Tag

Aufregung und ein leichter Geruch von Farbe liegt in der Luft. Stimmengewirr und die Auslöser von Kameras sind zu hören. Eine Wäscheleine mit hunderten von roten Handabdrücken auf Papier hängt mitten im Raum und eifrige Politiker wollen ihren Handabdruck hinzufügen. Ein Gewusel zwischen interessierten Kindern mit Fotokameras und beschäftigten Erwachsenen mit Farbe an der Hand lässt die Blätter hin- und herflattern.
Dank ihres Klassenlehrers Herr Platz erhält die 8-4 am 15. Februar 2017 eine einmalige Gelegenheit. Sie bekommen einen Eindruck von der Arbeit ihrer Politiker, einen Einblick in das Paul-Löbe-Haus und gelangen an Informationen aus erster Hand über ein weltweit bedeutendes Thema: Kindersoldaten. Mit Hilfe ihrer Handys nehmen sie Interviews mit Journalisten, Helfern aus verschiedenen Organisationen und Abgeordneten auf. Mit Fragen, die sie zuvor im Unterricht vorbereitet haben, verblüffen sie die allwissenden Erwachsenen und holen unzählig verschiedene Meinung zu den unterschiedlichsten Themengebieten ein. Besonders bei dem Thema Waffenexporte geraten die zuvor so selbstsicheren Anzugträger ein wenig ins Wanken und die Meinungen zwischen Zeitungsleuten, Abgeordneten und freiwilligen Helfern spalten sich. Angeregt und eifrig bei der Sache, stellen die Schüler Fragen über Fragen. Wie sich ihre Interviewpartner selbst engagieren, wird jedes Mal ehrlich beantwortet: „Ja, ich bin Mitglied einer Organisation“ oder „Selbstverständlich bin ich aktiv“. Auf die Frage, ob der Red-Hand-Day (ein Ereignis, das auf Kindersoldaten aufmerksam machen und helfen soll) wirklich hilfreich ist, wird mit: „Aber natürlich“ geantwortet.

Doch zum Beispiel bei dem Thema „Straight-18“, also dass auch in Deutschland Minderjährige rekrutiert werden, erhalten die Achtklässler vielfältige Meinungen. Abgeordnete sagen, dass es nicht mit dem Thema Kindersoldaten in Verbindung zu bringen sei, da Minderjährige bei der Bundeswehr nie in Krisengebiete oder Ähnliches geschickt würden. Alles sei nur theoretisch und nicht so schlimm. Doch ein Journalist, welcher früher selbst bei der Bundeswehr war, meint, dass unter Achtzehnjährige dennoch mit viel zu viel Leid und Grausamkeit konfrontiert würden.

Bei der Ansprache des Themas Waffenexporte behaupten Politiker, dies sei nicht der Grund für unfreiwillige Rekrutierung von Kindern, während ein Kindernothelfer fest davon überzeugt ist, es sei schlimm genug, dass Deutschland mit Waffen Geld verdiene. Sicher ließe sich auch etwas anderes produzieren. Etwas, wofür keine Menschenleben geopfert werden müssten. Zudem denkt er, dass Waffenexporte sehr wohl eine Unterstützung für die Menschen darstellen, die für den Einsatz von Kindersoldaten verantwortlich sind. Kopfschüttelnd und niedergeschlagen erzählt er von Zehnjährigen, die mit Waffen kämpften und als Kinder zu Mördern werden müssten, deren Leben, sofern sie es noch lange behalten, für immer zerstört sein wird. All dies für den Kampf um die Macht der Erwachsenen.

Nachdenklich verlassen die Kinder das Paul-Löbe-Haus. Sie können kaum fassen, dass Menschen, die genauso alt sind wie sie, in diesem Moment Menschen töten müssen.

Mit dem festen Vorhaben, etwas dagegen zu tun, laufen sie in Richtung Bahnhof.

Hannah Göschel, 8/4