Exkursion zur Gedenkstätte Sachsenhausen

9:30 Uhr. Nach einer einstündigen Fahrt durch Berlin standen wir, 30 SchülerInnen der Klasse 10.1, am S-Bahnhof Oranienburg, zusammen mit unseren Klassenlehrern Hr. Ullrich und Fr. Szepansky. Warum wir in dieser Kälte und um diese Uhrzeit fröstelnd am Bahnhof standen? Es war Wandertag und im Rahmen des Geschichtsunterrichtes besichtigten wir an diesem Mittwoch, dem 14.11, die Gedenkstätte Sachsenhausen. Dieser Ausflug ließ sich gut mit dem gerade im Geschichtsunterricht behandelten Stoff – Holocaust und Zweiter Weltkrieg – verbinden.

Als wir uns den Weg durch die Stadt zum ehemaligen Konzentrationslager bahnten, liefen wir genau dort entlang, wo auch die Häftlinge vor über 80 Jahren lang laufen mussten.

Nach unserer Ankunft an der Gedenkstätte, wurden wir von unserer Betreuerin Fr. Hänsel in einen großen Seminarraum geführt. Dies war uns ein willkommener Umgebungswechsel, da es draußen ziemlich kalt war.

Zunächst wurde uns der genaue Aufbau des KZs erklärt und wir erfuhren, dass der Raum, in dem wir uns befanden, früher eine Baracke für kranke Häftlinge war. Nach einer kurzen Fragerunde, in der wir beispielsweise den Unterschied zwischen einem Vernichtungslager und einem Konzentrationslager klärten, begannen wir mit der Führung über das Gelände. Es war erschreckend, wie groß schon der Teil, den wir uns anschauten war, obwohl wir nur etwa ein Sechzehntel des gesamten KZs besuchten.

Nachdem wir den Eingang betrachtet hatten, der aus einem Tor mit dem für die Nationalsozialisten typischen Spruch „Arbeit macht Frei“ bestand, zeigte uns Fr. Hänsel Turm A, von dem man den Appellplatz und die insgesamt 68 Baracken überblicken konnte. Diese Baracken bildeten den Mittelpunkt des KZ, welche in Form eines gleichseitigen Dreiecks angeordnet waren. Danach schauten wir uns die letzten beiden noch original erhaltenden Baracken 38 und 39 an. Es war für uns schockierend anzusehen, auf welch kleinem Raum und unter welchen Umständen Häftlinge leben mussten. Den Abschluss der zweistündig dauernden Besichtigung bildete die „Station Z“. Dort erklärte uns Fr. Hänsel, dass hier viele Häftlinge ermordet wurden. Wir erfuhren von einer Genickschussanlage, einer Gaskammer sowie mehreren Krematorien. Besonders erschreckend war es den Zusammenhang zwischen „Turm A“ und „Station Z“ zu erfahren: der Buchstabe „A“ deutete auf den Anfang bzw. die Ankunft im KZ hin, während der Buchstabe „Z“ das Ende oder auch den Tod markierte. Dies verdeutlichte den Zynismus der Nazis. Jedes Jahr am 27. Januar finden hier auch Veranstaltungen zum internationalem Holocaust-Gedenktag statt.

Wieder zurück im Seminarraum angekommen, befassten wir uns mit dem interessanten Thema „Häftlingszeichnungen“. Dazu schauten wir uns in Gruppen verschiedene fotokopierte Zeichnungen aus der damaligen Zeit an und recherchierten zu Themen wie „Hunger“ oder „Klinkerwerk“. Das Klinkerwerk im Außenlager des KZs war neben der Arbeit in der Lackfabrik einer der wichtigsten Pflichtarbeitseinsatzgebiete für die Häftlinge. Die Arbeit dort ähnelte dem Abbau von Lehm oder Ton, doch überlebten Häftlinge das Klinkerwerk nicht länger als drei Wochen. Dies widerspiegelte den Sinn der KZs: Vernichtung durch Arbeit“. Unsere Ergebnisse aus der Gruppenarbeit präsentierten wir einander bei einem „Gallery walk“.

Die Woche darauf reflektierten wir in der Klasse den Besuch und sprachen über Erwartungen und Erlebnisse.

Uns persönlich hat der Ausflug sehr gut gefallen. Es war erschreckend, das Ausmaß der Ermordung von Menschen durch die Nationalsozialisten mit eigenen Augen zu sehen. Obwohl wir über die Verbrechen der Nazis und den Holocaust viel theoretisches im Unterricht erarbeitet haben, war es etwas anderes, eine Gedenkstätte zu besuchen. Dadurch erhielten wir die Möglichkeit uns in die Situation der Häftlinge hineinzuversetzen. Wir empfehlen es jeder zukünftigen 10. Klasse die Gedenkstätte Sachsenhausen ebenfalls zu besuchen.

Wir bedanken uns bei unseren KlassenlehrerIn und unserer Betreuerin für die Planung und Durchführung dieses aufklärenden Besuches.

Jila und Lara (10.1)