Jin*, Jîyan, Azadî am Agym

Der November und Dezember standen in der Courage AG ganz im Zeichen von „Jin*, Jîyan, Azadî“ („Frau, Leben, Freiheit“).

Unter diesem Slogan sind seit September 2022 tausende Menschen im Iran auf die Straßen gegangen, um gegen das Mullah-Regime zu protestieren. Ausgangspunkt war die Ermordung von Jina Mahsa Amini am 16.09.2022. Jina wurde wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das staatliche Hidschāb-Gesetz von der iranischen Sittenpolizei festgenommen, geschlagen und dabei wahrscheinlich tödlich verletzt.

Zusammen mit unserem langjährigen Kooperationspartner Hawar.help wollten wir an diese mutigen Menschen im Iran erinnern und ein Zeichen der Solidarität setzen. In einer dreiteiligen Workshopreihe des Bildungsprojektes ImpACT ergründeten wir mit der iranischen Künstlerin Ghazal Abdollahi die Schnittmengen von Kunst und Protest. Ghazal floh während der aktuellen Protestbewegung aus dem Iran und lebt seit Ende 2022 in Berlin. Ihre Mutter ist ebenfalls Fotojournalistin und Frauenrechtsaktivistin; sie ist derzeit im berüchtigten Evin-Gefängnis inhaftiert.

Im ersten Workshop ging es um die Situation im Iran damals und heute sowie die persönlichen Erlebnisse Ghazals. Sie erzählte von ihren eigenen Erfahrungen, dem Mitlaufen bei Protesten, (unschönen) Begegnungen mit der Polizei und der Inhaftierung ihrer eigenen Mutter. Als sie ihre Mutter im Gefängnis besuchte, lernte sie unzählige Frauen kennen, die aus nichtigen Gründen inhaftiert und festgehalten wurden. Erschüttert über die vielen Geschichten, die mit diesen Frauen hinter Gittern festsaßen, entschied sie sich, mit ihrer Kunst die Erlebnisse und die Informationen über die schlimmen Zustände zu verbreiten, indem sie Porträts der inhaftierten Frauen anfertigte. Nach ihrer Flucht nach Deutschland führte sie dies fort. Das Besondere an ihrer künstlerischen Aufarbeitung ist, dass Ghazal die Porträts auf Kaffeefiltern malt, um ihrem Unmut darüber Ausdruck zu verleihen, dass sie mit diesen Frauen keine Tasse Kaffee mehr trinken kann.

Inspiriert von Ghazal und ihrer Form des Protests, so weit entfernt von ihrer Heimat, wurden wir dann im zweiten und dritten Teil des Workshops selbst kreativ. Wir beschäftigten uns mit den Biografien einiger der inhaftierten iranischen Frauen und malten deren Porträts ebenfalls auf Kaffeefilter, um ihnen und ihren Geschichten ein Gesicht zu verleihen.

Durch diesen Workshop haben sich die Gesichter und Namen, die man sonst nur als anonyme Zahlen aus den Nachrichten kennt, vermenschlicht. Im Iran sind echte unschuldige Menschen im Gefängnis, denen kein fairer Gerichtsprozess gewährt wird. Protest gegen diese Zustände ist unfassbar wichtig und bedarf unserer aller Unterstützung.

In diesem Sinne: Jin*, Jîyan, Azadî!

Weitere Einblicke in die Arbeit könnt ihr auch auf unserem Instagram-Account finden.

Eine Ausstellung unserer Kunstwerke könnt ihr zudem bald im Schulhaus bewundern.

Die Courage AG