Exkursion zur Bahnhofsmission am Zoo

Am 23. Juni 2025 hat unsere Klasse, die 8.4, im Rahmen des Geografie-Unterrichts mit Frau Kleinhans eine Exkursion zur Bahnhofsmission am Bahnhof Zoologischer Garten gemacht. Wir wollten mehr darüber erfahren, wie Obdachlosen geholfen wird und wie es in so einer Einrichtung aussieht.

Als wir ankamen, wurden wir von einem Freiwilligen begrüßt. Wir haben uns in einen Stuhlkreis gesetzt, und er hat uns erklärt, wie die Bahnhofsmission aufgebaut ist und was uns an dem Tag erwartet. Dabei durften wir auch viele Fragen stellen, zum Beispiel ob man dort mit einem Hund hinkommen darf oder ob es Schlafplätze gibt.

Anschließend ging es zu einem Rundgang durch die Einrichtung. Im Essensraum haben wir gesehen, wie Freiwillige Brote schmieren und diese an Bedürftige an der Tür verteilen. Danach wurde uns das Hygienecenter gezeigt, wo sich die Toiletten und Duschen befinden. Dort bekommt jede*r Bedürftige ein Hygieneset mit Zahnbürste, Zahnpasta, Einwegrasierer und gespendete Unterwäsche. Uns wurde erzählt, dass etwa 20 Obdachlose pro Tag kommen, darunter eher wenige Frauen. Auch Bauarbeiter von der Baustelle gegenüber nutzen die Duschen und Toiletten, was in Ordnung ist, denn die Einrichtung ist für alle da. Während unseres Besuchs haben wir auch einige Obdachlose gesehen, unter anderem eine Frau und einen betrunkenen Mann, der von einem Mitarbeiter weggeschickt wurde. Besonders eindrucksvoll waren die Bilder im Flur, die Geschichten von ehemaligen Obdachlosen zeigten, die es geschafft haben, wieder ein normales Leben zu führen. Es gab auch einen Nachbau einer Gefängniszelle mit einem Bild von Christiane F., deren Geschichte viele von uns vom Buch oder Film „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ kennen.

Später haben wir in kleinen Gruppen zu den Themen „Ursachen, Folgen und Lösungen von Obdachlosigkeit“ gearbeitet. Bei den Ursachen sind uns Dinge wie Krankheit, Drogenabhängigkeit, familiäre Probleme, Schulden oder Arbeitslosigkeit eingefallen. Als mögliche Folgen haben wir besprochen, dass obdachlose Menschen oft ihre Wohnung verlieren, sich nicht mehr regelmäßig waschen können, extremer Kälte ausgesetzt sind und krank werden. Sie verlieren fast immer den Kontakt zur Familie. Außerdem leben sie häufig in der Gefahr, Opfer von Gewalt zu werden. Als Lösungen haben wir Ideen wie mehr Kältebusse und Hygienecenter, auch in anderen Ländern, gesammelt. Auch Spenden, zum Beispiel Kleidung oder Essen, sowie mehr soziale Einrichtungen und Unterstützung durch Sozialarbeiter*innen können helfen.

Mitten in unserer Arbeit kam plötzlich ein Mann herein, der selbst obdachlos war und seine Geschichte erzählt hat. Er wurde als Kind geschlagen, hat später Drogen genommen, um der Realität zu entkommen, und ist irgendwann obdachlos geworden. Eine Betreuerin der Bahnhofsmission hat ihm mit Wohnung, Arbeit und Unterstützung bei der Sucht sehr geholfen. Er war sehr ehrlich und hat uns gesagt, wie wichtig es ist, die Finger von Drogen zu lassen, weil sie alles zerstören können.

Am Ende wurde uns ein kurzer Film über die Kältebusse gezeigt. Diese fahren im Winter durch die Stadt und bringen Obdachlosen Decken, Regenschutz und manchmal etwas zu essen. Im Film wurden unter anderem 2 Männer begleitet. Einer

lehnte die Fahrt in eine Notunterkunft ab, weil er dort keine Drogen nehmen darf, nahm aber dankbar das Essen an. Der andere erzählte, dass er nach der Trennung von seiner Frau obdachlos wurde und sich seitdem oft übersehen fühlt. Der Film war sehr bewegend und hat uns noch einmal gezeigt, wie schnell man in so eine Lage geraten kann. Er war ein passender Abschluss, weil er die menschliche Seite von Obdachlosigkeit besonders deutlich gemacht hat. Mit diesem Gefühl sind wir dann aus der Bahnhofsmission rausgegangen.

Vor dem Besuch in der Bahnhofsmission war ich gespannt, wie es dort aussieht. Ich hatte mir das Ganze etwas chaotischer vorgestellt. Ich war offen dafür, etwas über das Thema zu lernen und zu verstehen, was man im Alltag tun kann. Danach war ich sehr nachdenklich. Ich war überrascht, wie viele Menschen dort Hilfe suchen und wie viele Frauen betroffen sind, obwohl man sie auf der Straße nicht so oft sieht. Der Umgang dort war sehr respektvoll, sowohl von den Helfenden als auch von den Obdachlosen. Ich habe sogar darüber nachgedacht, später mal freiwillig dort zu helfen, weil es so eine gute Atmosphäre war. Mir ist klar geworden, wie schnell man in so eine Situation geraten kann und wie gut es uns eigentlich geht. Während wir uns manchmal über unwichtige Dinge aufregen, kämpfen andere jeden Tag einfach nur ums Überleben.

Dieser Besuch hat mich wirklich bewegt.

(Edda P., 8/4)